New Business: HÜTEN SIE IHRE DATEN!

Als Mitinitiator des Gütesiegels „Austrian Cloud“ begrüße ich die Pläne der neuen Bundesregierung zur Ö-Cloud. Nun ist aber auch ein Umdenken in den Unternehmen gefordert. Viele wissen gar nicht, wo ihre Daten gespeichert werden. Die Polizeiliche Kriminalstatistik der vergangenen Jahre in Österreich zeigt einen klaren Trend: Die Kriminalität verlagert sich immer stärker ins Internet. Wunder ist es keines: Angesichts der rapide gesunkenen Bargeldbestände in den Bankfilialen ergibt ein Bankraub heutzutage noch viel weniger Sinn als früher. Zudem scheinen viele Delikte in den offiziellen Kriminalitätsstatistiken gar nicht auf. Dann nämlich, wenn es um Wirtschaftsspionage geht. Einige Betroffene schweigen aus Scham, manche Delikte bleiben aber auch unentdeckt. Ausgeführt wird die Spionage nicht nur von Konkurrenzunternehmen, sondern manchmal auch unter Billigung oder sogar Mithilfe staatlicher Organisationen aus dem Ausland. Der Schaden kann enorm ausfallen, auch wenn er sich nicht immer klar beziffern lässt. Umso wichtiger ist die Prävention.

WO SIND IHRE DATEN GESPEICHERT?
Das wichtigste Einfallstor für Wirtschaftsspionage ist die Informationstechnologie. Während für viele Unternehmen eine Sicherheitssoftware mittlerweile zum Standard gehört, wird ein Detail zuweilen völlig verdrängt, auch wenn dieses in den vergangenen Jahren stark an Bedeutung gewonnen hat: das Abspeichern von Unternehmensdaten auf CloudServern. Eine Umfrage der Wirtschaftskammer Wien im Frühjahr 2019 unter 1.000 Unternehmen hat gezeigt, dass bereits mehr als 54 Prozent Cloud-Computing verwenden. Eine andere, vor etwas mehr als zwei Jahren durchgeführte Umfrage hat zugleich auch ergeben, dass zwei Drittel der befragten Wiener Unternehmen gar nicht wussten, wo ihre Daten gespeichert sind. Im Inland? Im Ausland? Oder gar Übersee? Gemeinsam mit Martin Heimhilcher, Obmann der Sparte Information und Consulting in der Wirtschaftskammer Wien, habe ich damals das Gütesiegel „Austrian Cloud“ ins Leben rufen. Damit werden IT-Unternehmen ausgezeichnet, die die Daten ihrer Kunden in Österreich speichern und sich zudem klar definierten Qualitätskriterien unterwerfen. Im UBIT Firmen A–Z sind diese Unternehmen mit dem Vermerk „Gütesiegel Austrian Cloud“ klar gekennzeichnet. Besonders stolz macht mich als Branchenvertreter der Wiener IT Unternehmen, dass das Thema nun auch im Regierungsprogramm der türkis-grünen Koalition Eingang gefunden hat. Geplant ist die Einführung einer Ö-Cloud. Dazu soll ein nationales Netzwerk an Servern geschaffen werden, auf dem die Nutzer ihre Daten benutzerfreundlich in einer österreichischen Cloud speichern können. Dabei soll garantiert werden, dass die hohen heimischen Datenschutzbestimmungen zu jeder Zeit gewährleistet werden.

EIN WICHTIGER SCHRITT
Mit dem Vorhaben der neuen Bundesregierung ist ein weiterer wichtiger Schritt getan. Jetzt fehlt natürlich noch die Konkretisierung und Umsetzung der Pläne. Neben der Initiative auf staatlicher Ebene ist auch ein anderer Punkt ganz wichtig. Es ist bei vielen Unternehmen, die Daten in der Cloud speichern, noch ein Umdenken notwendig. Sie müssen das neue Angebot nicht nur kennen, sondern auch nützen. Das transparenteste Gütesiegel und die beste Infrastruktur nützen nämlich nichts, wenn die Sensibilität für das Thema fehlt. Während die Österreicher beim Kauf von Fleisch und anderen Lebensmitteln längst heimische Qualität bevorzugen, haben österreichische CloudLösungen noch nicht jenen Stellenwert in den Unternehmen erreicht, den sie verdienen. Schließlich geht es um den Schutz von etwas ganz Wertvollem: Es geht um unsere Daten, die völlig zu Recht als die Währung des 21. Jahrhunderts bezeichnet werden. Jedes Unternehmen sollte alles in seiner Macht Stehende tun, damit dieser Schatz nicht gestohlen oder missbräuchlich verwendet wird.